Ich suche meine Mutter. 1953 feierten wir noch Weinachten, da war alles gut und dann war alles vorbei. Mir wurde gesagt, dass sie 1954 gestorben wäre. Mein Vater hat mir, bis zu seinem Tod 1988, nie etwas über meine Mutter und auch nicht über die Umstände, die zu ihrem angebliche Tod geführt haben, erzählt. Auch meine 2. Mutter (gestorben 2004) schwieg. Niemand erzählte mir etwas über meine Mutter. Nur ein paar Nachbarn sagten (da war ich ca. 8 Jahre alt), dass meine Mutter etwas mit dem Arbeiteraufstand am 17 Juni 1953 zu tun hatte. Mehr erfuhr ich von ihnen jedoch auch nicht. Wir wohnten damals in Leipzig Georg Schwarz Str.33, später in der Günterstr.2.
Mein Vater heiratete bereits 1954 wieder. Mein Bruder und ich kamen ca. 1961 ins Kinderheim. Hans-Jürgen kam nach Oranienburg und ich in das Jugendheim in der Scharnhorst Str. in Leipzig. Die Gründe für unseren Heimaufenthalt sind uns nicht bekannt.
Auf spätere Nachfragen bei diversen Ämtern in der ehemaligen DDR bekam ich nie irgendwelche Antworten:
Nach der Wende nahm ich die Suche wieder auf. In den vergangenen Jahren habe ich mich an die verschiedensten Stellen gewandt. Ich wurde ständig hin und her geschickt, doch die Antworten waren immer dieselben:
– kennen wir nicht
– hat nie hier gewohnt
– wenden Sie sich dahin oder dorthin
– hat nie existiert
Für mich ist das Ganze ein Witz. Erst existiert meine Mutter nicht, hat sich praktisch in Luft aufgelöst und fast genau 20 Jahre später, geschieht dasselbe mit meiner Schwester. Das ist nicht nur irre, sondern oberfaul.
Ich bin am Ende mit meinem Latein. Vielleicht können Sie mir weiter helfen, ich würde mich sehr freuen.
Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Siegfried Schmidt.